Beim Lesen und Schreiben mache ich immer wieder die Beobachtung, dass hartnäckig Begriffe durcheinander geworfen werden, die doch jeder für sich etwas anderes bedeuten.
Es geht um die Unterschiede zwischen Testlesen, Korrigieren, Lektorieren und Redigieren. Das ist nämlich eben nicht alles dasselbe.
Gezielt fragen
Nein, Testleser:innen sind keine Menschen, deren Lesefähigkeit getestet wird. Wenn du selbst auch schreibst, dann wirst du ganz automatisch irgendwann den Wunsch haben, herauszufinden, wie deine Geschichte, dein Roman auf Andere wirkt. Du willst wissen, ob das, was du erzählst, Menschen erreicht, ob das, was du mitteilen möchtest, ankommt. Du willst wissen, ob dein Text gefällt.
Deswegen ist es sinnvoll, dein Manuskript jemandem vorzulegen, der es für dich testliest, besser noch mehreren Personen, damit du unterschiedliche Meinungen bekommst. Um dieses Testlesen aber erfolgreich zu gestalten, solltest du konkrete Fragen an deine Testleser:innen stellen. Die im Übrigen recht sorgfältig ausgewählt werden sollten - die Lesenden (aber die Fragen auch).
So könntest du beispielsweise fragen, ob die Spannung, die du aufbauen möchtest, auch wirklich bei dem Leser entsteht. Du solltest fragen, ob die Leserin den Text flüssig findet, ob die Dialoge authentisch wirken. Und du kannst auch hier schon fragen, ob man Logikfehler entdeckt.
Aber Testlesen heißt nicht, dass diejenigen, die deinen Roman lesen, hier bereits Änderungen, Korrekturen oder ähnliches durchführen oder vorschlagen sollen. Sie sollen sich auf die Fragen konzentrieren, den Text als Ganzes betrachten. Grobe Schnitzer dürfen sie aber selbstverständlich anmerken.
Deswegen müssen die Menschen, denen du deine Geschichte zum testlesen vorlegst, aber keine Fachleute sein, nicht selbst schreiben. Allerdings ist es hilfreich, wenn sie das Genre, in welchem du schreibst, mögen. Und ich rate davon ab, enge Freunde oder Familienmitglieder oder gar deinen Partner oder deine Partnerin testlesen zu lassen. Denn normalerweise möchten diese Personen dich nicht verletzten, möchten dir weiterhelfen. Daher könnte es eventuell sein, dass sie nicht ganz offen sind, nicht ganz ehrlich, sondern auch dort loben, wo Kritik vielleicht eher angebracht wäre. Im umgekehrten Fall könnte es sein, dass du einem dir nahestehenden Menschen Kritik eher übelnimmst als einem losen Bekannten oder einer Schreibkollegin. Du verstehst sicher, was ich meine.
Finde den Feler
Beim Testlesen achtet man also noch nicht auf Fehler in Rechtschreibung oder Grammatik. Beim Korrektorat aber schon. Das ist nämlich die Aufgabe eines Korrektors oder einer Korrektorin. Sie sucht – und findet in der Regel – die Tippfehler, die Fehler in der Zeichensetzung, die Schreib- und Grammatikfehler.
Das ist es im Grund auch schon, was ein Korrektorat ausmacht. Wenn du einen Roman im Selfpublishing veröffentlichen möchtest, kann ich dir nur raten, unbedingt ein Korrektorat vorzunehmen bzw. vornehmen zu lassen. Denn du selbst siehst die Fehler nicht, glaub es mir. Du kannst deinen Text 99 mal lesen, von vorne, von hinten oder quer, du wirst nie alle deine Fehler finden. Daher lohnt sich die Investition in ein Korrektorat auf jeden Fall. Und das sorgfältige Auswählen deiner Korrektorin lohnt sich ebenfalls.
Aber – ganz wichtig – das Korrektorat kommt erst ganz am Schluss, wenn das Lektorat erledigt und der Buchsatz gemacht ist. Erst dann, wenn ganz sicher keine weiteren Änderungen kommen am Text, denn sonst muss die Korrektorin eventuell ein zweites Mal ran. Daran solltest du denken.
Für guten Stil
Manche Lektoren übernehmen auch das Korrektorat. Das heißt aber nicht, dass beides dasselbe ist. Nein, nein und nochmals nein. Aber trotzdem werden gerade diese beiden Begriffe so oft durcheinandergebracht, ausgetauscht und dabei sind es doch völlig unterschiedliche Tätigkeiten. Beide aber sind wichtig für einen guten fertigen Text.
Und wo du deine Korrektorin dahingehend aussuchst, ob sie gutes Deutsch beherrscht und alles, was damit zusammenhängt, solltest du deine Lektorin danach aussuchen, ob sie Erfahrung hat, ob sie Textgefühl, Textgespür hat. Ob sie vielleicht selbst schreibt und damit bereits erfolgreich war. Und, das finde ich ebenfalls sehr wichtig, ob die Chemie zwischen dir und ihr stimmt. Denn Lektorat ist Vertrauenssache.
Was aber unterscheidet die Lektorin vom Korrektor? Sie schaut auf den Inhalt, auf den Stil deiner Geschichte, sie achtet darauf, dass dein Text Struktur und einen roten Faden hat, dass er logisch ist, sie prüft Satz für Satz deine Wortwahl, merzt Doppelungen und falsche Bezüge aus, sorgt dafür, dass die Dialoge lebendig sind. Und sie gibt dir eine Rückmeldung zum Inhalt.
Dabei arbeitet die Lektorin immer sehr eng dir zusammen, denn manche Änderungsvorschläge, die sie unterbreitet, behagen dir vielleicht nicht. Da kann es schon mal zu Diskussionen kommen. Die aber immer ganz nah am Text bleiben.
Also ist auch ein Lektorat ganz wichtig für den Erfolg deines Buchs. Also solltest du auch hier nicht sparen. Und du solltest es eben vor allem nicht mit einem Korrektorat verwechseln. Dies können auch Menschen durchführen, die vom kreativen Schreiben keine Ahnung haben. Jenes, das Lektorat, sollten aber immer erfahrene, eng mit dem Schreiben verbundene Menschen für dich vornehmen.
In meinen vielen auf Renas Wortwelt veröffentlichten Rezensionen klage ich oft, dass ich ein gutes Lektorat vermisst habe, wenn z.B. die Inquits wieder einmal völlig schräg waren. Das zeigt dir aber, wie sehr dies bis zum Leser deines Buches durchschlägt.
Struktur hineinbringen
Bleibt noch der Begriff Redigieren, der oft mit Lektorieren gleichgesetzt wird. Hier sind die Übergänge auch ein bisschen fließend. Von Redigieren spricht man vor allem im Journalismus. Die Redaktion bringt den Artikel in Struktur, macht ihn lesbar, prüft ihn auf Relevanz, Lesbarkeit, Überzeugungskraft und Konsistenz. Und auch auf Formalien wie Absätze, Zwischentext und vieles mehr. Damit ist Redigieren eben doch etwas anderes als Lektorieren.
Wenn du noch Fragen zu diesem Thema hast oder wenn du gar ein Korrektorat oder ein Lektorat suchst, melde dich bei mir. Wir können deine Fragen sicher gemeinsam klären.
Abschließend nur noch dieser Hinweis: Vergiss nie, dich zu bedanken. Egal ob bei deiner Testleserin, deinem Korrektor oder deiner Lektorin, sie alle geben ihr Bestes, um dein Werk besser zu machen. Da ist eine Erwähnung in der Danksagung eigentlich selbstverständlich und ein Gratisexemplar deines Machwerks ist ebenfalls ein gutes Dankeschön. Und alle diese an deinem Erfolg Beteiligten freuen sich anschließend über gute Bewertungen von dir.